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Was ist eine Philosophische Praxis?
Eine Philosophische Praxis versteht sich als Erfahrungsraum von angewandtem Denken. Manch einer bezeichnet sie als alternative zum klassischen Heilkonzept der Psychotherapie. Dabei geht es der Philosophie aber nicht um Heilung, sondern um Haltung. Um die individuelle Haltung zu sich und seiner Umwelt. Um die Art und Weise, wie Menschen mit der Welt und ihrem eigenen Leben – mit all den Wiedersprüchen, Schicksalen und Eingebundenheiten – umgehen. Und warum. Die Philosophie gibt uns ein Werkzeug an die Hand, mit denen wir gesellschaftliche Normen, familiäre Prägungen und verinnerlichte Leitbilder analysieren, dekonstruieren und schließlich überprüfen können. Um sie gegebenenfalls mit eigenen, authentischen Werten und Zielen zu ersetzen. Und damit sich Selbst zu rekonstruieren.…
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Neurosen & Psychosen
Neurosen und Psychosen spielen eine wesentliche Rolle in der Psychologie – sei es nun im erkenntnistheoretischen oder therapeutischen Kontext. Dennoch ist hier Vorsicht geboten, denn es handelt sich um Pathologisierungen, die auch immer mit dem Zeitgeist in Verbindung stehen. Nicht selten in der Geschichte wurde diese Form von Pathologisierung als politisches oder gesellschaftliches Machtinstrument genutzt. Wer krank ist, den muss man nicht ernst nehmen. Und somit ist jegliche Bedrohung der eigenen Wahrnehmung oder Anschauung, jede Kritik, jeder Störfaktor vom Tisch. Diese Problematik wird in den Geisteswissenschaften nach wie vor breit diskutiert. Vor allem die Frankfurter Schule hat sich damit ein Gebiet erschlossen, das nach wie vor nicht an Relevanz verliert.…
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Freiheit, Schicksal und Verantwortung
Freiheit. Ein Begriff, der in unterschiedlichsten Kontexten immer wieder verteidigt, erstrebt und gefordert wird. Und das ist auch richtig. Aber: die Freiheit hat auch eine nicht zu unterschätzende Kehrseite, die oft ausgeblendet wird: Nämlich die der Verantwortung. Schon Sartre machte dieses Phänomen zum Kernargument seiner Überlegungen und kommt zu dem Schluss: Freiheit ist nicht nur ein Geschenk, sondern wir sind auch zu ihr verdammt. »Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein.« Jean-Paul Sartre Verurteilt sind wir deshalb, weil wir uns nicht selbst erschaffen haben sondern wie auch immer erschaffen worden sind. Und gerade weil wir in die Welt geworfen sind, müssen wir uns zu ihr verhalten. Müssen Entscheidungen treffen und…
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Der Aufgabencharakter des Lebens
Der Aufgabencharakter des Lebens ist ein Konzept von Viktor Frankl, indem das Leben als etwas postuliert wird, das zu ver-antworten ist. Die Verantwortung des Menschen ist es, seine spezifischen Aufgaben seines individuellen Lebens zu bewältigen. Die Aufgaben sind dabei nie dieselben, sondern immer abhängig von der Einzigartigkeit der Person, die sie zu bewältigen hat und von der Einmaligkeit der Situation, in der sie verhaftet ist. Jede Situation erschafft für jede Person individuelle Möglichkeiten, die es gilt zu erkennen und zu verwirklichen. Eben das ist laut Frankl seine Aufgabe und damit auch der Sinn seines Lebens. Die Schwierigkeit besteht darin, dass diese sinnstiftenden Möglichkeiten oft nicht erkannt werden und sich dadurch…
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Frankls 10 Thesen über die Person
Was ist eigentlich eine Person, wie definieren wir den Menschen? Viktor Frankl, Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie formuliert 10 Thesen, die seinem Menschenbild zugrunde liegen.
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Ambivalenz vs. Individualität
Ich mach es, ich mach es nicht… Sind wir in unserer Persönlichkeit hinsichtlich gewisser Entscheidungen manchmal tatsächlich gespalten? Rudolf Dreikurs behauptet: Keineswegs. In seinem individualpsychologischen Klassiker, indem er die Lehren Adlers zusammenfasst und interpretiert, geht er von einer unteilbaren, individuellen (in-dividere) Persönlichkeit aus. Ganz im Gegensatz zum Common-Sense der damaligen Wissenschaft: Diese betrachtete den Menschen nämlich als grundsätzlich ambivalent, hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Kräften: Verstand und Gefühl, Bewusstsein und Unbewusstsein, Subjekt und Objekt… Ein Bild, das auch heute noch stark kursiert. Für Adler ist dieser Dualismus ein Selbstbetrug, eine Konstruktion von Gegensätzen, die das eigentliche Ziel des Menschen verschleiern soll. Immer dann, wenn ein Mensch sich nicht offen zu…
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Das Gemeinschaftsgefühl
Die Gemeinschaft nimmt in der Lehre Adlers ein Schlüsselelement ein. Die Gemeinschaft ist maßgeblich bedeutsam für die Entwicklung des menschlichen Charakters. Jedes pathologische Symptom hängt nach Adler mit der Haltung eines Menschen zu seiner Umwelt zusammen. Er argumentiert das folgendermaßen: Der Mensch ist auf die Gemeinschaft angewiesen, wie kein anderes Lebewesen. Das begründet sich allein schon aus seiner Biologie: Die Bedürftigkeit eines Säuglings veranschaulicht dies – kein Menschenkind wäre ohne die Gemeinschaft auch nur annähernd lebensfähig. Allerdings beschränkt sich Adler mit seiner Argumentation nicht auf die Biologie – im Gegenteil. Die Besonderheit seines Ansatzes ist gerade die Abkehr von der biologistischen Persönlichkeitslehre. Und seine Hinwendung zu einer sozialen: Im Mittelpunkt…
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Adlers Private Logik
Laut Alfred Adler ist die Private Logik eine Folge der Emanzipation des Menschen, die mit der Demokratisierung der Gesellschaft einhergeht: Der Mensch wird sich seiner eigenen Wertigkeit und Unabhängigkeit bewusst und beginnt, selbst zu entscheiden, was Recht und Unrecht für ihn bedeutet. Er verhält sich zu seiner Umwelt und funktioniert nicht mehr nur nach Anweisung. Dennoch gibt es eine Art Common Sense in der Gemeinschaft, der vorgibt was zu tun und was zu lassen ist. Der Mensch ist nur nicht mehr dazu verpflichtet, sich entsprechend zu verhalten, er müsste und sollte sich dazu entscheiden. Aber manchmal entscheidet er sich eben gegen das, was gemeinhin als das Richtige anerkannt ist. Diese…
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Der Käfer in der Schachtel
»Angenommen, es hätte jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir ‚Käfer‘ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Anderen schauen, und jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. […] Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel, auch nicht einmal als ein Etwas, denn die Schachtel könnte auch leer sein.« Wittgenstein (PU 293) Mit diesem Gedankenexperiment weißt Wittgenstein auf eine interessante Thematik hin, die uns auch im Alltag immer wieder begegnet: Es geht dabei um Sprache und ihre soziale Funktion. Sprache, so Wittgenstein, entsteht aus einer gemeinsamen Nutzung von Regeln und Bedeutungen. Sie benötigt externe Referenzen zur Überprüfung, einen gemeinsamen…
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Viktor Frankl: Existenzanalyse
Viktor Frankl (1905-1997), österreichischer Neurologe und Psychiater, begründete die Existenzanalyse, eine bedeutende Schule der Psychotherapie. Ich verstehe sie als Synthese aus Existenzphilosophie, Psychologie und Spiritualität. Suche nach Sinn Frankl, selbst Überlebender des Holocaust, entwickelte seine Theorie aus der Überzeugung, dass Menschen einen tiefen inneren Sinn suchen, um ein erfülltes Leben zu führen. Im Zentrum der Existenzanalyse steht der Begriff der Suche nach Lebenssinn, den Frankl als grundlegend für die menschliche Existenz ansah: Die Ausrichtung auf die eigenen Werte und die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Die weiteren Kernthesen und Ansätze seines Werks lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Therapeutischer Ansatz: Logotherapie Der Hauptansatz, den Frankl fördert, ist die Logotherapie. Diese Form der Psychotherapie…