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Frankls 10 Thesen über die Person

Was ist eigentlich eine Person, wie definieren wir den Menschen? Viktor Frankl, Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie formuliert 10 Thesen, die seinem Menschenbild zugrunde liegen.

  1. Die Person ist ein Individuum: eine unteilbare Einheit. 
  1. Die Person ist an sich schon Ganzheit: Sie ist also nicht verschmelzbar und geht auch nirgendwo auf. In keiner Masse, Klasse oder Rasse. Sie ist auch nicht als Person fortpflanzbar – der Organismus kann sich fortpflanzen, nicht aber ihre geistige Existenz. 
  1. Die Person ist ein absolutes Novum: Ein nie dagewesenes und nie wieder in selber Form wiederkehrendes Wesen. 
  1. Die Person ist geistig: Ihr psychophsysischer Organismus dient ihr als Werkzeug und hat damit Nutzwert. Die Person hingegen hat Würde, unabhängig jeglicher sozialer oder vitaler Nützlichkeit. Diese Würde ist unbedingt zu beachten und zu schützen!
  1. Die Person ist existentiell: Sie ist kein faktisches, sondern fakultatives Wesen. Ihre Existenz ist gelebte Möglichkeit. Sie ist entscheidendes Sein, nicht (nur) wie von der Psychoanalyse postuliertes Getrieben-sein. Sie ist Verantwortlich-sein und in letzter Konsequenz auch Frei-sein. Die Person ist nicht triebdeterminiert, sondern sinnorientiert, nicht luststrebig, sondern wertstrebig. 
  1. Die Person ist ichhaft: Sie unterliegt nicht (wie Freud behauptet) dem Diktat des Es, sondern ihrem eigenen. Sie ist aber auch unvermeidlich unbewußt, aber nicht im triebhaften Sinne, sondern im Geistigen. Dazu gehört auch eine unbewusste Gläubigkeit, eine Religiosität, als verdrängte oder unbewusste Beziehung des Menschen zur Transzendenz. 
  1. Die Person ist Einheit und Ganzheit stiftend. Leiblich-seelisch-geistig stiftet sie eine Einheit, die das Wesen Mensch darstellt. Eben diese Einheit und Ganzheit wird von der Person konstituiert, fundiert und garantiert. Ihre Dimension ist die Geistige, in der sie sich mit ihrem leiblichen und seelischen auseinandersetzt. 
  1. Die Person ist dynamisch: Sie ist fähig, sich mit sich selbst, ihrer geistigen, seelischen und leiblichen Dimension auseinanderzusetzen. Das heißt, sie kann sich von sich selbst distanzieren. 
  1. Das Tier ist keine Person, da ihm oben genannte Punkte nicht zukommen. 
  2. Die Person versteht sich selbst nur aus ihrer eigenen Transzendenz heraus und ist auch nur so zu begreifen. Transzendenz im Sinne des Sinnglauben – nicht im eigentlich religiösen, sondern im allgemein spirituellen.

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