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Frankls 10 Thesen über die Person
Was ist eigentlich eine Person, wie definieren wir den Menschen? Viktor Frankl, Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie formuliert 10 Thesen, die seinem Menschenbild zugrunde liegen.
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Ambivalenz vs. Individualität
Ich mach es, ich mach es nicht… Sind wir in unserer Persönlichkeit hinsichtlich gewisser Entscheidungen manchmal tatsächlich gespalten? Rudolf Dreikurs behauptet: Keineswegs. In seinem individualpsychologischen Klassiker, indem er die Lehren Adlers zusammenfasst und interpretiert, geht er von einer unteilbaren, individuellen (in-dividere) Persönlichkeit aus. Ganz im Gegensatz zum Common-Sense der damaligen Wissenschaft: Diese betrachtete den Menschen nämlich als grundsätzlich ambivalent, hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Kräften: Verstand und Gefühl, Bewusstsein und Unbewusstsein, Subjekt und Objekt… Ein Bild, das auch heute noch stark kursiert. Für Adler ist dieser Dualismus ein Selbstbetrug, eine Konstruktion von Gegensätzen, die das eigentliche Ziel des Menschen verschleiern soll. Immer dann, wenn ein Mensch sich nicht offen zu…
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Das Gemeinschaftsgefühl
Die Gemeinschaft nimmt in der Lehre Adlers ein Schlüsselelement ein. Die Gemeinschaft ist maßgeblich bedeutsam für die Entwicklung des menschlichen Charakters. Jedes pathologische Symptom hängt nach Adler mit der Haltung eines Menschen zu seiner Umwelt zusammen. Er argumentiert das folgendermaßen: Der Mensch ist auf die Gemeinschaft angewiesen, wie kein anderes Lebewesen. Das begründet sich allein schon aus seiner Biologie: Die Bedürftigkeit eines Säuglings veranschaulicht dies – kein Menschenkind wäre ohne die Gemeinschaft auch nur annähernd lebensfähig. Allerdings beschränkt sich Adler mit seiner Argumentation nicht auf die Biologie – im Gegenteil. Die Besonderheit seines Ansatzes ist gerade die Abkehr von der biologistischen Persönlichkeitslehre. Und seine Hinwendung zu einer sozialen: Im Mittelpunkt…
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Die Lebensaufgaben nach Adler
Glück und Zufriedenheit hängen in der Individualpsychologie Alfred Adlers maßgeblich von unserem Gemeinschaftsgefühl ab: Der Art und Weise, wie wir Beziehungen und Gemeinschaft gestalten. Ein wichtiges Element in seiner Theorie sind die Lebensaufgaben, welche die Forderungen der menschlichen Gemeinschaft repräsentieren: Beruf, Liebe und soziale Eingliederung. In all diesen Lebensbereichen geht es um harmonische und respektvolle Beziehungen, die eine Anerkennung der eisernen Logik menschlicher Gleichwertigkeit erfordern. Das Gemeinschaftsgefühl muss dabei mit dem eigenen Selbstwertgefühl kohärent sein um weder eine Überanpassung (auf Kosten der Individualität) noch eine Unteranpassung (auf Kosten der Gemeinschaft) zu erzeugen. Mehr zum Verhältnis Individualität, Gemeinschaft und Masse hier. Sobald die eiserne Logik menschlicher Gleichwertigkeit gebrochen wird, indem wir…
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Rudolf Dreikurs: Grundbegriffe der Individualpsychologie
Rudolf Dreikurs (1897-1972), österreichisch-amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut, war ein bedeutender Schüler von Alfred Adler und trug maßgeblich zur Weiterentwicklung von Adlers Individualpsychologie bei. Dreikurs emigrierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten und wurde dort ein einflussreicher Pionier in der Anwendung von Adlers Theorien auf die Bereiche Psychotherapie und Erziehung. Er war Professor für Psychiatrie an der Chicago Medical School und gründete das Alfred Adler Institute of Chicago. Die Grundbegriffe der Individualpsychologie nach Rudolf Dreikurs geben einen Einblick in die Kernkonzepte der Adlerschen Theorie und seiner Ansätze zur Psychotherapie und Erziehung. Sein Werk hat eine anhaltende Wirkung in den Bereichen Psychotherapie, Erziehung und Beratung. Im Folgenden sind die wichtigsten…
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Adlers Private Logik
Laut Alfred Adler ist die Private Logik eine Folge der Emanzipation des Menschen, die mit der Demokratisierung der Gesellschaft einhergeht: Der Mensch wird sich seiner eigenen Wertigkeit und Unabhängigkeit bewusst und beginnt, selbst zu entscheiden, was Recht und Unrecht für ihn bedeutet. Er verhält sich zu seiner Umwelt und funktioniert nicht mehr nur nach Anweisung. Dennoch gibt es eine Art Common Sense in der Gemeinschaft, der vorgibt was zu tun und was zu lassen ist. Der Mensch ist nur nicht mehr dazu verpflichtet, sich entsprechend zu verhalten, er müsste und sollte sich dazu entscheiden. Aber manchmal entscheidet er sich eben gegen das, was gemeinhin als das Richtige anerkannt ist. Diese…
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Der Käfer in der Schachtel
»Angenommen, es hätte jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir ‚Käfer‘ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Anderen schauen, und jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. […] Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel, auch nicht einmal als ein Etwas, denn die Schachtel könnte auch leer sein.« Wittgenstein (PU 293) Mit diesem Gedankenexperiment weißt Wittgenstein auf eine interessante Thematik hin, die uns auch im Alltag immer wieder begegnet: Es geht dabei um Sprache und ihre soziale Funktion. Sprache, so Wittgenstein, entsteht aus einer gemeinsamen Nutzung von Regeln und Bedeutungen. Sie benötigt externe Referenzen zur Überprüfung, einen gemeinsamen…
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Zum Verhältnis Psyche, Seele, Geist
Psyche, Seele und Geist sind nicht dasselbe – auch wenn sie im Alltag oft synonym verwendet werden. Die menschliche Psyche besteht aus Seele und Geist, wobei sich der Geist dem Bewusstsein und die Seele dem Un(ter)bewusstsein zuordnen lässt. Bildlich kann man sich das in etwa so vorstellen: Die menschliche Psyche ist die hohe See. Auf der Oberfläche schwimmen Schiffe, sie repräsentieren den Geist. Unter der Oberfläche befindet sich die Seele, um diese zu ergründen muss man tief tauchen und braucht einen langen Atem. Die Schiffe konstruiert man sich im Übrigen selbst. Sie lassen sich immer wieder neu zusammen bauen. Die Dichte des Materials hängt von den jeweiligen Überzeugungen ab, aus…
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Kunst vs. Vernunft
Manche Dinge kann die Vernunft wenn überhaupt nur unter äußerster Anstrengung begreifen, während sie sich einem durch die Kunst auf eine seltsam intuitive und geradezu rührende Weise offenbaren.
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Viktor Frankl: Existenzanalyse
Viktor Frankl (1905-1997), österreichischer Neurologe und Psychiater, begründete die Existenzanalyse, eine bedeutende Schule der Psychotherapie. Ich verstehe sie als Synthese aus Existenzphilosophie, Psychologie und Spiritualität. Suche nach Sinn Frankl, selbst Überlebender des Holocaust, entwickelte seine Theorie aus der Überzeugung, dass Menschen einen tiefen inneren Sinn suchen, um ein erfülltes Leben zu führen. Im Zentrum der Existenzanalyse steht der Begriff der Suche nach Lebenssinn, den Frankl als grundlegend für die menschliche Existenz ansah: Die Ausrichtung auf die eigenen Werte und die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Die weiteren Kernthesen und Ansätze seines Werks lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Therapeutischer Ansatz: Logotherapie Der Hauptansatz, den Frankl fördert, ist die Logotherapie. Diese Form der Psychotherapie…