• Was ist eine Philosophische Praxis?

    Eine Philosophische Praxis versteht sich als Erfahrungsraum von angewandtem Denken. Manch einer bezeichnet sie als alternative zum klassischen Heilkonzept der Psychotherapie. Dabei geht es der Philosophie aber nicht um Heilung, sondern um Haltung. Um die individuelle Haltung zu sich und seiner Umwelt. Um die Art und Weise, wie Menschen mit der Welt und ihrem eigenen Leben – mit all den Wiedersprüchen, Schicksalen und Eingebundenheiten – umgehen. Und warum. Die Philosophie gibt uns ein Werkzeug an die Hand, mit denen wir gesellschaftliche Normen, familiäre Prägungen und verinnerlichte Leitbilder analysieren, dekonstruieren und schließlich überprüfen können. Um sie gegebenenfalls mit eigenen, authentischen Werten und Zielen zu ersetzen. Und damit sich Selbst zu rekonstruieren.…

  • In der philosophischen Praxis geht es um Haltung und nicht um Heilung.

    Haltung statt Heilung

    Der Gesundheitsmarkt boomt – Heilversprechen erhält man heute gefühlt an jeder Ecke: Sei es die Auflösung energetischer Blockaden oder verdrängter Traumata. Die Arbeit mit dem inneren verletzten Kind oder die Vertreibung irgendwelcher Fremdenergien, die das eigene System besetzt haben sollen. Wir können unsere Ahnenreihe heilen und über selbsternannte Medien mit Engeln kommunizieren. Die Auswahl ist groß, das Geschäft auch. Was all diesen Anbietern gemein ist, ist die Vorstellung, Ihre Kunden benötigen Heilung. Und die Konsumenten denken das zu großen Teilen auch. Aber ist dem wirklich so? Ich spreche hier nicht von Menschen, mit ernsthaften psychischen oder körperlichen Erkrankungen. Sondern von jenen, die sich nicht krank genug für eine Psychotherapie aber…

  • Eine Philosophische Praxis baut auf der Eigenverantwortung

    Freiheit, Schicksal und Verantwortung

    Freiheit. Ein Begriff, der in unterschiedlichsten Kontexten immer wieder verteidigt, erstrebt und gefordert wird. Und das ist auch richtig. Aber: die Freiheit hat auch eine nicht zu unterschätzende Kehrseite, die oft ausgeblendet wird: Nämlich die der Verantwortung. Schon Sartre machte dieses Phänomen zum Kernargument seiner Überlegungen und kommt zu dem Schluss: Freiheit ist nicht nur ein Geschenk, sondern wir sind auch zu ihr verdammt. »Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein.« Jean-Paul Sartre Verurteilt sind wir deshalb, weil wir uns nicht selbst erschaffen haben sondern wie auch immer erschaffen worden sind. Und gerade weil wir in die Welt geworfen sind, müssen wir uns zu ihr verhalten. Müssen Entscheidungen treffen und…

  • Eine bunte Gruppe von Menschen steht im Kreis und hält sich an den Händen. In der Mitte steht auf englisch: Das Gemeinschaftsgefühl.

    Das Gemeinschaftsgefühl

    Die Gemeinschaft nimmt in der Lehre Adlers ein Schlüsselelement ein. Die Gemeinschaft ist maßgeblich bedeutsam für die Entwicklung des menschlichen Charakters. Jedes pathologische Symptom hängt nach Adler mit der Haltung eines Menschen zu seiner Umwelt zusammen. Er argumentiert das folgendermaßen: Der Mensch ist auf die Gemeinschaft angewiesen, wie kein anderes Lebewesen. Das begründet sich allein schon aus seiner Biologie: Die Bedürftigkeit eines Säuglings veranschaulicht dies – kein Menschenkind wäre ohne die Gemeinschaft auch nur annähernd lebensfähig. Allerdings beschränkt sich Adler mit seiner Argumentation nicht auf die Biologie – im Gegenteil. Die Besonderheit seines Ansatzes ist gerade die Abkehr von der biologistischen Persönlichkeitslehre. Und seine Hinwendung zu einer sozialen: Im Mittelpunkt…